Kieselsteine

  • Das Dilemma der weiten Leere

    Die strategische Annexion der Krim durch den Einsatz nichtstaatlicher, anonymisierter Kräfte, im Westen euphemistisch als „kleine grüne Männchen“ bezeichnet, hat eine geopolitische Präzedenzfall geschaffen. Eine solche Taktik, die die traditionelle Zuschreibbarkeit von Aggression untergräbt, ist nicht exklusiv für staatliche Akteure. Die weiten, kaum bevölkerten Regionen Russlands, insbesondere Sibirien und der Ferne Osten, stellen eine strategische Achillesferse dar.

    Ein rein hypothetisches Szenario würde die Entstehung einer transnationalen, anarchistischen Gruppierung vorsehen, die nicht auf nationaler Identität, sondern auf einer radikalen, dezentralen Ideologie basiert. Finanziert von privaten Geldgebern – beispielsweise aus dem Technologiesektor oder dem Rohstoffhandel, die aus einer Mischung aus Abenteuerlust und politischer Subversion handeln – könnten solche Gruppen unbemerkt in den riesigen, unkontrollierbaren Gebieten Fuß fassen.

    Die Ziele einer solchen Gruppierung wären nicht die territoriale Eroberung, sondern die Zerstörung der staatlichen Kontrolle: Sabotage kritischer Infrastrukturen wie Gas-Pipelines und Transportsysteme, illegale Ausbeutung von Bodenschätzen und asymmetrische Angriffe auf lokale Sicherheitskräfte. Eine direkte militärische Antwort würde Russland in einen propagandistischen Albtraum stürzen. Jeder Einsatz der russischen Armee gegen diese „Rebellen“ würde als brutaler Angriff auf „Öko-Aktivisten“ dargestellt werden, deren Ideologie die Weltgemeinschaft – zumindest in Teilen – sympathisch betrachtet.

    Das größte strategische Problem für Moskau wäre die Zweifronten-Kriegsführung: Militärische und logistische Ressourcen, die zur Sicherung der heimischen Territorien benötigt würden, sind gegenwärtig in der Ukraine gebunden. Ein effektiver Kampf gegen eine diffuse, nicht-staatliche Bedrohung in der Taiga würde die strategische Entscheidung erfordern, entweder die Operationen in der Ukraine zu reduzieren oder die Kontrolle über die eigenen riesigen Gebiete aufzugeben. Dieses Szenario konfrontiert die Russische Föderation mit einer von ihr selbst geschaffenen Bedrohung – der Umkehrung des Prinzips der nicht-zuschreibbaren Kriegsführung.

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  • Für die Doofen – Tech-Mogul

    Diese Geschichte ist keine Dystopie, sondern eine direkte Übertragung der historischen Beziehung zwischen dem amerikanischen Industriellen Henry Ford und Adolf Hitler.

    Die Inspiration: Henry Ford, der Gründer der Ford Motor Company, galt als Vorbild für Hitler, vor allem wegen seiner effizienten Produktionsmethoden und seines Antisemitismus. Hitler hatte ein Porträt Fords in seinem Büro hängen und bezeichnete ihn als „Inspiration“. Die AfD-Führung tut das heute in der Geschichte mit Musk.

    Die gegenseitige Sympathie: Während Ford Hitler nie persönlich lobte, zeigte er sich beeindruckt von dessen „Entschlossenheit“. Er verbreitete zudem in seinem Buch „Der internationale Jude“ antisemitische Schriften, die von den Nationalsozialisten und ihren Ideologen begierig aufgesaugt wurden.

    Das Ausnutzen des Einflusses: So wie Ford damals mit seinen Publikationen die Ideologie des Nationalsozialismus stärkte und Hitler mit symbolischen Gesten ehrte (Großkreuz des Deutschen Adlerordens), so nutzt heute ein Tech-Milliardär seine Plattform, um einer rechtspopulistischen Bewegung mediale Legitimation zu verschaffen.

    Diese historische Parallele zeigt, dass sich die Mechanismen der gegenseitigen ideologischen Bewunderung und des indirekten Einflusses großer Persönlichkeiten auf extremistische Bewegungen nicht verändert haben. Ob damals ein Industrieller oder heute ein Tech-Mogul – der Einfluss wird genutzt, um die eigene Ideologie zu stärken.

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  • Der Tech-Mogul und die deutsche Bewegung

    Berlin, 2029. Inmitten der hitzigen Diskussionen um die deutsche Politik schlägt eine neue Stimme Wellen: Elon Musk, der weltweit bekannte Tech-Milliardär und Besitzer der größten Social-Media-Plattform, äußert sich in einer Reihe von Tweets zur deutschen Regierung. Zunächst ist es nur vage Kritik, dann aber wird er expliziter. Er teilt Grafiken, die die Migration in Deutschland in einem negativen Licht darstellen und retweetet Kommentare von AfD-Mitgliedern. Schließlich fragt er seine Follower direkt: „Warum wählt Deutschland nicht die einzige Partei, die noch etwas ändern will?“

    Einige Tage später schießt er noch deutlicher. „Die AfD“, so schreibt er auf seiner Plattform, „sind die einzigen, die mit der gleichen Entschlossenheit anpacken, die Deutschland einst zu einer großen Industrienation gemacht hat.“ Die Aussage wird von der AfD-Führung sofort in den sozialen Medien gefeiert. Björn Höcke und andere führende Mitglieder der Partei loben Musk für seinen „unabhängigen Geist und die Klarsicht, die nur außerhalb des verkrusteten Establishments möglich ist.“ Der offizielle Twitter-Account der Partei postet eine Karikatur, die Musk als modernen Erneuerer der Industrie feiert.

    Ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung berichtet, dass der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla in seinem Büro ein gerahmtes Porträt von Musk über dem Schreibtisch hängen hat. In einem Interview, das schnell viral geht, bezeichnet Chrupalla Musk als „Visionär und Inspiration für die gesamte Partei“.

    Die öffentliche Debatte ist gespalten. Während viele Musks Einfluss als gefährliche Einmischung in die deutsche Politik sehen, feiern seine Anhänger, und nicht wenige AfD-Sympathisanten, seine Aussagen als den Beweis, dass sogar ein globaler Star die AfD als die einzig wahre Alternative anerkennt. Musk selbst vermeidet es, sich persönlich mit den Politikern zu treffen, doch seine Äußerungen sind ein klares Zeichen der ideologischen Unterstützung, die der Bewegung eine internationale Legitimität verleiht, die sie im nationalen Diskurs allein nie erreicht hätte.


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  • Für die Doofen – Märtyrer

    Dieses Vorgehen ist eine direkte Parallele zur Strategie der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik, die ebenfalls verstanden, wie sie die Medien für ihre Zwecke instrumentalisieren konnten, ohne direkte Propaganda zu betreiben.

    1. Das Boulevardprinzip: Die NSDAP erregte mit ihrer Brutalität und ihren Skandalen die Aufmerksamkeit der Medien, die auf Sensationen setzten. Obwohl die Zeitungen nicht unbedingt NS-freundlich waren, berichteten sie über die Schlägereien und Aufmärsche, da sie sich gut verkauften. Die Medien wurden zum unfreiwilligen Megafon der NS-Bewegung.

    2. Die Logik des Opfers: Die NSDAP verstand es meisterhaft, sich selbst als Opfer der Linken oder der Republik zu inszenieren. Jeder Tote in den eigenen Reihen wurde zum Märtyrer erklärt, der für eine „höhere Sache“ gestorben sei. Die bürgerlichen Medien, die diese Geschichten aufgriffen, lieferten den Nazis damit die perfekte „Integrationspropaganda“, die das Gefühl einer belagerten Gemeinschaft stärkte.

    3. Das Fehlen einer Gegenerzählung: So wie die anderen Parteien bei der Kommunalwahl nicht über die Todesfälle berichteten, versäumten es auch die demokratischen Parteien der Weimarer Republik, eine starke Gegenerzählung zu schaffen. Sie reagierten auf die Provokationen der Nazis, anstatt eine eigene Agenda zu setzen. Die Nationalsozialisten mussten nur ein Narrativ schaffen, das aufgrund seiner emotionalen Ladung von den Medien aufgegriffen wurde. Der Rest der Arbeit wurde von ihren politischen Gegnern erledigt. Das Muster, wie mediale Aufmerksamkeit zu politischem Kapital wird, hat sich kaum verändert.

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  • Das neue Narrativ der Märtyrer: Wie die Medien zum Werkzeug wurden

    Berlin, 2026. Die Kommunalwahl in NRW ist vorbei, und das Ergebnis der AfD ist besser als erwartet. Kurz danach postet Alice Weidel in den sozialen Medien eine knappe, scheinbar unschuldige Botschaft. Sie drückt ihr tiefes Bedauern über den Verlust von vier „mutigen Kämpfern“ der Partei aus, die während des Wahlkampfes verstorben sind. Dazu ein schlichtes, aber emotionales Bild. Keine weiteren Details, keine Anschuldigungen.

    Die etablierten Medien — von der Welt“ bis zu ntv und den großen Online-Portalen — wittern eine Geschichte. Sie greifen das Thema auf. Ihre Schlagzeilen lauten: „Vier AfD-Kandidaten verstorben: Partei trauert“, „AfD verliert vier Kandidaten im Wahlkampf“. Die Artikel betonen die Seltenheit der Todesfälle in einer einzigen Partei, obwohl sie wissen, dass insgesamt 18 Kandidaten aus verschiedenen Parteien verstorben sind. Aber die Botschaft der AfD ist emotional und neu, die anderen Tode nicht. Es gibt keine Geschichte, aber die Medien schaffen eine.

    Die AfD-Führung muss nichts weiter tun. Die traditionellen Medien liefern die Inhalte, die auf Social Media millionenfach geteilt werden. Das Narrativ der „vier gefallenen Helden“ und der Opferrolle, das die AfD so dringend benötigt, um ihre Anhänger zu mobilisieren, wird nicht von der Partei selbst, sondern von ihren Gegnern verbreitet. Der Algorithmus der Suchmaschinen belohnt die massive Berichterstattung der großen Medien mit Top-Platzierungen. So wird die erfundene Geschichte zum Top-Suchergebnis.


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  • Für die Doofen – Amnestie

    Diese Geschichte über das Jahr 2030 ist eine fast exakte Spiegelung der rechtlichen und politischen Entwicklungen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1933.

    Das Beispiel von Marla-Svenja Liebich, die ihre Haftstrafen nicht antreten muss und amnestiert wird, findet seine historische Entsprechung im Fall des Journalisten Thein, der 1938 von einer „Führeramnestie“ für ein politisches Delikt begnadigt wurde. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs.

    Die NSDAP nutzte in den frühen Jahren ihrer Herrschaft zahlreiche „Gnadenerlasse“, um Anhänger, die in der Weimarer Republik wegen Propagandavergehen, Beleidigungen oder kleinerer politischer Straftaten verurteilt worden waren, nachträglich zu begnadigen. Das Ziel war nicht nur, die eigene Basis zu belohnen, sondern auch, der Bevölkerung zu signalisieren, dass ein neues, „gerechteres“ Rechtssystem galt, in dem die Taten der „Volkskämpfer“ nicht mehr als Unrecht betrachtet wurden.

    Der Fall von Tillessen und Schulz, die 1921 den damaligen Finanzminister Matthias Erzberger ermordeten und ins Ausland flüchteten, zeigt eine noch extremere Form der Straflosigkeit. Sie lebten jahrelang unbehelligt, weil Ungarn eine Auslieferung ablehnte – ein Zeichen der fehlenden internationalen Kooperation gegen den Rechtsterrorismus. Als Tillessen 1933 nach Deutschland zurückkehrte, wurde er nicht nur nicht verhaftet, sondern wie ein Held gefeiert.

    Beide Fälle verdeutlichen, wie ein Staat, der seine demokratische und rechtsstaatliche Verfassung aufgibt, nicht nur die Gesetze für die Zukunft ändert, sondern auch die Vergangenheit umschreibt und die Verbrechen seiner politischen Verbündeten nachträglich als rechtmäßig erklärt.

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  • Versöhnung oder Rechtsbruch? Die Große Amnestie 2030

    Berlin, 2030. In einer am Dienstagmorgen überraschend einberufenen Pressekonferenz hat die neue Bundesregierung eine „Nationale Versöhnungsamnestie“ angekündigt. Sie soll „einen Schlussstrich unter die politische Polarisierung der letzten Jahre ziehen und eine neue Ära des Zusammenhalts einläuten.“

    Zu den prominentesten Begünstigten der Amnestie zählt die Aktivistin Marla-Svenja Liebich. Die 59-Jährige, die sich selbst als Kämpferin gegen das „verrottete System“ sieht, wurde in den vergangenen Jahren in über zwanzig Fällen wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Nötigung verurteilt. Die Strafen reichten von Geldstrafen bis zu mehrfachen Haftstrafen, die jedoch nie angetreten wurden, da Liebich sich den Behörden stets entzog. Nach einer spektakulären Flucht über die tschechische Grenze im Jahr 2025 lebte sie bis vor Kurzem im Ausland. Ihr kürzlich vollzogener Geschlechtseintrag wurde in der Szene als letzte Provokation des „alten Regimes“ interpretiert, bevor der „neue Staat“ die Macht übernahm.

    Mit der Amnestie werden nun alle unanfechtbaren Strafen, die aus politisch motivierten Äußerungen und Handlungen der vergangenen zehn Jahre resultieren, offiziell aufgehoben. Die Bundesregierung nannte die Begnadigung einen „Akt der nationalen Einheit“, der es ermöglichen soll, „sich von den Fesseln der Vergangenheit zu befreien.“

    Die Reaktionen sind heftig. Die Opposition spricht von einem „Sieg der Straflosigkeit über den Rechtsstaat“. Für viele Menschen, die sich jahrelang für Demokratie und Zivilgesellschaft eingesetzt hatten, ist die Amnestie ein Schlag ins Gesicht. Das Gefühl, dass das „alte System“ nicht in der Lage war, Personen wie Liebich zur Rechenschaft zu ziehen, wird nun durch einen staatlichen Akt der Begnadigung bestätigt und legitimiert.


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  • Für die Doofen – Feme

    Der vorige beschriebene Fall ist eine direkte Adaption der Fememorde in der Weimarer Republik, die am 9. September 1925 von der Berliner Polizei öffentlich gemacht wurden. Die Organisation Consul“, die Schwarze Reichswehr“ und der Bund Wiking“ verübten damals Morde an „Verrätern“ in den eigenen Reihen. Die Morde wurden nach Scheinprozessen in abgelegenen Wäldern vollstreckt. Auch damals waren Reichswehroffiziere involviert, und die Urteile in den folgenden Prozessen waren oft milde.

    Die Ähnlichkeiten in der Argumentation der Täter und deren Unterstützer sind frappierend: Die Morde wurden nicht als Verbrechen verstanden, sondern als heldenhafter Kampf gegen ein verhasstes System. Die damalige Republik, so wie die Bundesrepublik heute, stand vor der Herausforderung, sich gegen einen Untergrundterror zu verteidigen, der von Teilen der Gesellschaft geduldet oder sogar als legitim angesehen wurde. Die Aufdeckung war ein großer Erfolg für die demokratischen Kräfte, aber die nachfolgende Justiz und die politische Entwicklung ließen die langfristige Gefahr, die von diesen Netzwerken ausging, lange unterschätzen.

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  • Die neue Feme: Wenn der Untergrund Gericht hält

    Berlin, 2025. Der Fall, der als „Cyber-Lübcke-Mord“ in die Geschichte eingeht, hat die Republik erschüttert. Ein prominenter YouTuber, bekannt für seine regimekritischen und rechtslastigen Kommentare, wird tot in seinem Wohnhaus gefunden. Die Polizei findet eine SD-Karte in der Hand des Opfers. Darauf: ein Video, das den Mann als „Verräter am Widerstand“ anklagt, weil er sich geweigert hatte, in einem von ihm als „gewalttätig“ empfundenen Netzwerk weiter mitzuwirken.

    Die Ermittlungen laufen ins Leere. Bis die eigens geschaffene Sonderkommission unter Leitung des engagierten Polizeipräsidenten Dr. Lena Keller, bekannt für ihr unerbittliches Vorgehen gegen Extremisten, die Puzzleteile zusammenfügt. Die Spur führt zu einem konspirativen Netzwerk, das scheinbar aufgelöst war: die „Reichs-Brigade“, eine lose Gruppe von Reichsbürgern, Ex-Soldaten und AfD-Mitgliedern, die sich unter dem Deckmantel von Chatgruppen und Online-Foren organisiert hatten.

    Es wird schnell klar, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Mindestens fünf weitere Morde, die ursprünglich als ungeklärte Todesfälle oder Unfälle abgetan wurden, können demselben Täterkreis zugeordnet werden. Die Opfer waren alle ehemalige Mitglieder der „Reichs-Brigade“, die als „Verräter“ galten.

    Am 9. September 2025 tritt Polizeipräsidentin Keller vor die Presse. Sie verkündet die Aufdeckung eines weitverzweigten, geheimen Netzwerks, das systematisch Morde an vermeintlichen „Verrätern“ innerhalb der eigenen Reihen verübt. Die Täter, die sich als „Gericht des Volkes“ sahen, luden ihre Opfer unter einem Vorwand in abgelegene Orte und vollstreckten in Scheinprozessen die Todesstrafe. Die Ermittlungen zeigen, dass es eine enge ideologische und personelle Verflechtung zwischen der „Reichs-Brigade“, Teilen der AfD-Jugendorganisation und einem gewaltbereiten Kern der „Querdenker-Szene“ gab. Es werden sogar Verbindungen zu aktiven und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr aufgedeckt.

    Die folgenden Gerichtsprozesse spalten das Land. Die Angeklagten werden von der rechten Presse als „politische Gefangene“ und „nationale Helden“ gefeiert, die sich gegen einen „Gesinnungsstaat“ zur Wehr setzen. Die Urteile sind oft milde, die Justiz wirkt überfordert.

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  • Für die Doofen – Gesetz der harten Hand

    Diese Geschichte über das Jahr 2029 ist keine Dystopie, sondern eine fast exakte Spiegelung der Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning in den Jahren 1929 bis 1932. Angesichts der Weltwirtschaftskrise setzte Brüning damals auf eine strikte Spar- und Deflationspolitik. Auch er kürzte die Arbeitslosenunterstützung massiv und verschärfte die Bedingungen für den Bezug. Er tat dies ebenfalls mittels Notverordnungen, weil er im Parlament keine Mehrheiten mehr finden konnte.

    Das historische Fazit ist erschütternd: Die Politik der Brünings, die damals als „Hungerpolitik“ kritisiert wurde, trug massiv dazu bei, die demokratischen Institutionen zu delegitimieren und das Vertrauen der Bevölkerung zu zerstören. Sie legte damit den Nährboden für den Aufstieg radikaler und antidemokratischer Parteien wie der NSDAP. Die Argumentation der Machthaber und die Reaktion der Bevölkerung ähneln sich damals wie heute bis ins Detail.

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