Die oft zitierte Aussage, 80 % der Deutschen würden ihr Geld nur auf dem Konto parken, ist nicht nur irreführend – sie unterstellt eine falsche Wahlfreiheit und ignoriert die reale Liquiditätsgrenze der Mehrheit. Sie suggeriert, der Großteil der Bevölkerung könnte, aber wolle nicht, und verschleiert so eine der tiefsten kategorialen Spaltungen unserer Gesellschaft: die zwischen gebundenem und freiem Vermögen.
Das trügerische Medianvermögen
Die offizielle Statistik liefert eine Zahl, die die Lebensrealität der Mehrheit verzerrt. Das Medianvermögen von über 100.000 € klingt nach Wohlstand, ist jedoch überwiegend gebunden: Es steckt in der selbstgenutzten Immobilie, die nicht kurzfristig veräußert werden kann, ohne die eigene Wohnsituation zu gefährden.
• Statistik versus Lebensrealität: Nur die obersten 20 % der Haushalte verfügen über nennenswertes, frei verfügbares und flüssiges Vermögen. Für die Mehrheit ist der größte Vermögenswert zugleich die größte finanzielle Bindung.
• Der Immobilien-Irrtum: Ein Eigentümer einer 750.000 € teuren Wohnung mit 500.000 € Restschuld gilt rechnerisch als vermögend. Faktisch verfügt er über keine nennenswerte Liquidität. Sein Vermögen schafft Sicherheit vor Mietsteigerungen, aber keine Handlungsfreiheit für Investitionen oder zur Abfederung von Krisen.
Schreibe einen Kommentar