Ein Parteitag der Jungen Liberalen ist keine Weltrevolution,
aber wenn man ihn organisiert, fühlt es sich trotzdem kurz so an.
Der ursprünglich geplante Versammlungsort lag in Freising –
eine Halle, die ich kannte, bei der ich sicher war, dass sie funktioniert.
Sicherheit ist trügerisch.
Bei der Vorbesichtigung dann der Schock:
Die Halle war zur Disko mutiert.
Sitzgruppen mit Sofas, Flaschenlicht, Chill-Ambiente.
Kein Platz für Rednerpulte, für Ordnungsrufe,
und schon gar nicht für politische Satzungsdebatten.
Neuer Plan. Neue Halle. Keine Zeit.
Einem kleinen Ort im Landkreis? Vielleicht.
Ich rief den Wirt an, fragte, ob ich schnell vorbeischauen dürfe.
Er bejahte.
Ich sagte: „Bin gleich da.“
Draußen vor dem Haus stand der Mercedes 500 SL.
Nicht meiner. Natürlich nicht.
Aber doch einer, der mir zur Verfügung stand.
Familie, Firma, Schein. Wie das eben war.
Ich sprang rein.
Zündschlüssel, Gas, Fahrt.
Der 500er liegt auf der Straße wie ein Brett.
Gott, was für ein Fahrgefühl.
Fast schon Meditation, nur halt mit 200 Sachen auf der Landstraße.
Verkehrsregeln? Ich kannte sie.
Aber sie galten oft nur für die anderen.
Wenige Minuten später parkte ich vor dem Wirtshaus in dem kleinen Ort.
Motor aus. Tür auf. Rein.
Der Wirt sah mich an wie ein Gespenst.
„Sie kommen von zu Hause, oder?“
Ich nickte.
Er sah auf die Uhr, sah zum Fenster, sah mich an:
„Können Sie fliegen?“
Ich lachte.
Er nicht.
Wir haben die Halle trotzdem bekommen.
Protokolliert wurde die Anreise nie.
Zum Glück.
Denn wenn man jung ist,
politisch hungrig,
ein bisschen Größenwahn im Herzen
und ein 500 SL unter dem Hintern –
dann glaubt man manchmal, dass man wirklich fliegen kann.
Nur gut, dass es damals noch keine Dashcams gab.
Und keine Livetracker.
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