Kapitel 87: Maß, Wert und Fragen

Qualität ohne Quantität?
Quantität ohne Qualität?
Beides untrennbar, einander bedingend,
wie jede unserer Aussagen ein Teil dieser Welt,
unverzichtbar und zugleich begrenzt.

Jede Unterscheidung braucht mindestens etwas,
selbst die Null ist nicht leer,
selbst das Nichts trägt die Struktur der Welt.

Und über all dem,
immer noch in meinem Denken,
war der Mathelehrer von damals.
Über vierzig Jahre her,
mit den Geschichten aus Kriegsgefangenschaft,
mit Otto Hahn im Lager,
immer noch präsent.

Er, der meine Fragen nicht verbot,
sondern sie spiegelte, erweiterte:
„Wenn du eine Linie in unendlich kleine Teile teilst – was bleibt?“
„Und die Fläche? In unendlich viele Linien?“
„Und der Raum? In unendlich viele Flächen?“

Er lehrte mich, dass Fragen
nicht zu stoppen sind,
auch wenn die Welt Regeln vorgibt,
auch wenn die Lehrpläne Befehle senden:
„Lern das, nicht mehr.“

Heute verstehe ich:
Maß und Wert, Qualität und Quantität,
alles hängt zusammen, untrennbar,
wie die Fragen, die damals frei waren,
wie die Antworten, die nur in mir wuchsen.

Die Welt kann uns nicht verlassen,
nicht einmal in Gedanken.
Und der Lehrer?
Er war der erste Knotenpunkt,
der mir zeigte, dass Denken
kein Maß kennt, keine Grenze,
außer denen, die wir selbst anerkennen.

Wert

Maß und Wert, Qualität und Quantität.
Alles hängt zusammen. Untrennbar, aber nie objektiv.
Jede Entscheidung ist Gewicht. Jede Untat zeigt, was wir nicht wählen.

Wer schweigt, wenn andere leiden,
wer wegschaut, wenn Freiheit zerbricht,
wer sich nicht bewusst für Menschlichkeit entscheidet,
verlässt sie – Stück für Stück.

Werte entstehen nicht von selbst.
Wir müssen sie setzen.
Wir müssen wählen.
Und wir müssen sie verteidigen.

Denn verlieren wir sie,
verliert die Welt mit uns.




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