Manchmal wirkt die Welt wie ein Zerrspiegel.
Ich war bei den Piraten sieben Jahre aktiv,
strukturgebend, gestaltend,
aber niemand in der Presse hat sich je gefragt:
Wer ist dieser Typ eigentlich?
Und dann kam das Bündnis Grundeinkommen.
Ein Jahr.
Kein Geld. Keine Macht. Kein Apparat.
Aber plötzlich: Medieninteresse.
Die Hallo München brachte ein Stück über mich –
sie hatten recherchiert.
Mein Onkel, früher Münchner Stadtrat, wurde als Referenz zitiert.
Ich hatte es ihnen nicht gesagt.
Sie hatten nach mir gesucht.
Und wer recherchiert, zeigt echtes Interesse.
Nicht die Abschreibepresse, nicht Copy-Paste.
Echtes, journalistisches Fragen-Wollen.
Brand Eins brachte ein Interview –
im Strategieheft.
Vor der Wahl geführt, aber leider erst danach erschienen.
Eine Fotografin kam eigens für ein Shooting.
Professionell. Wertschätzend.
Ich war plötzlich jemand, der zählt.
Obwohl sich an mir nichts geändert hatte –
nur das Etikett war ein anderes.
Auch die Krautreporter.
Grimm kam persönlich nach München.
Später erschien ein Artikel über Armut –
ich hieß dort „Peter“.
Ich hatte Hartz IV bezogen.
Wie Ron.
Wie andere auch.
Aber gesagt habe ich das niemandem.
Armut macht nicht sexy.
Und trotzdem haben wir das gestemmt.
Mit Mut, IT und Improvisation.
Ich mietete einen Server für neun Euro.
LDAP-Mitgliederdatenbank.
WordPress-Multisite für jedes Bundesland.
Eigene E-Mail-Konten.
Verteiler.
Telefonate.
Kernteam zusammenstellen.
Bundesland für Bundesland akquirieren.
Ohne Lohn. Ohne Absicherung.
Nur mit dem Willen, dass es geht.
Eine Wegbereiterin namens Peggy war ein Geschenk.
Denn eigentlich war es ihre Idee,
die sie an Ron herantrug.
Ron kannte mich,
wusste um meine Arbeit an der Schopenhauerstraße 71,
der Landesgeschäftsstelle der Piratenpartei.
Ein Ort, der lange unter meiner Regie lief.
Aber auch da, bei den Piraten,
verpasste man Chancen.
2016 hatte der Bezirksverband Oberbayern
nicht begriffen, wie man Peergroups bindet.
Man misstraute allem, was man nicht kannte –
auch mir.
Misstrauen ist kein guter Ratgeber.
Schon gar nicht, wenn man Bewegung sein will.
Mehr Offenheit hätte den Piraten gutgetan.
Andere Länder wie die Tschechen
machten es besser.
Unsere Piraten hingegen –
erst kamen die rechten Karrieristen,
dann die linken Karrieristen,
und dann…
waren wir tot.
Ich frage mich heute:
Was wäre gewesen,
wenn man weniger etikettiert hätte –
und mehr einfach gefragt hätte:
„Was kannst du eigentlich?“
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