Wie ich mich von der FDP entfernte,
fand ein anderer dorthin –
einst Republikaner, jetzt liberal geläutert.
Seine Vergangenheit in Schönhubers Partei?
Eine Jugendsünde, sagte er.
Was zählt, war sein Jetzt.
Und das war besser als bei vielen anderen:
Jimmy Schulz –
mehr Pirat als mancher,
der bei den Piraten das Parteibuch trug.
Er sprach die Sprache des Netzes.
Verstand Software.
Verstand Open Source.
Saß bei der ICANN,
wo die Strippen des Internets gesponnen werden.
Und: Er kämpfte.
Mit uns.
„Freiheit statt Angst“ –
wir organisierten die Demo in München.
Piraten, Grüne, Liberale.
Nach 9/11 kam der Überwachungswahn
und wir standen dagegen.
Vorratsdatenspeicherung?
Nein, danke.
Das Netz sollte frei bleiben –
nicht gefiltert, nicht gespeichert,
nicht verraten.
Und dann kam sie:
Dorothee Bär.
CSU.
Twitterverliebt.
Digitalisiert.
Modern.
Fast wie eine Piratin.
Ein PR-Traum für eine Partei,
die inhaltlich sonst im Modemzeitalter festhing.
Wir dachten:
Vielleicht bewegt sich ja was.
Aber als es drauf ankam,
als im Bundestag die Vorratsdatenspeicherung beschlossen wurde,
stimmte die Union einstimmig zu.
Und Bär?
Sie verschwand.
Nicht da.
Nicht greifbar.
Nicht verantwortlich.
Sie war zur Abstimmung in den Bundesrat geflüchtet.
Ein taktisches Verschwinden,
damit man ihr den Verrat nicht nachweisen konnte.
Aber ich wusste es.
Wir wussten es.
Und ich sprach es aus.
Auf Twitter.
Wo sie dann alle Twitterer zu „Psychopathen“ erklärte.
Vielleicht meinte sie mich.
Was bleibt?
Die Erinnerung an den Verrat.
An das Thema.
An das Netz.
An die Hoffnung,
dass Inhalte stärker sind als Karrieren.
„Themen statt Köpfe“, sagten wir.
Sie sagten: „Bär statt Haltung.“
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