Kapitel 50: Die, die möglich machten

Der Erfolg hat viele Mütter und Väter.
Ich war nie einer, der alleine strahlt.
Vielleicht bin ich kein großer Netzwerker –
aber ich kenne Netzwerker.
Und manchmal ist das mehr wert
als selbst der beste Redner zu sein.


Eva Schreiber,
Die Linke,
war so ein Goldstück.
Nie laut.
Nie fordernd.
Aber mit dieser unfassbaren Fähigkeit,
Menschen zusammenzubringen.
Auch solche,
die sich eigentlich gegenseitig auf den Wecker gingen.

Sie kannte meine Abneigung gegen Esoterik –
und erwähnte ihre Nähe dazu nie.
Nicht aus Angst,
sondern aus Takt.
Weil sie wusste,
es würde nichts bringen außer Streit.

Das ist nicht Verstellung.
Das ist Empathie.
Und sie war der stille Kitt,
der aus dem „Bündnis Stop TTIP München“
eine tragfähige Plattform machte.
Ich habe das oft zu wenig gewürdigt.
Aber ohne sie?
Hätte es das so nie gegeben.


Freundschaft ist das, was bleibt,
wenn die Demo vorbei ist.

Ich erinnere mich an ein spätes Telefonat –
sie saß allein in ihrer Berliner Wohnung.
MdB. Bundestag.
Und in diesem Moment:
einfach nur ein Mensch,
der reden wollte.
Über Einsamkeit, Intrigen, Zweifel.

Ich war der Freund am anderen Ende der Leitung.
Vielleicht der Einzige,
der nicht wollte,
dass sie irgendwo hin kommt.
Sondern dass sie bleibt, wie sie ist.


Christian Hirneiß war da auch noch nicht im Landtag.
Auch Carmen Wegge,
die mit uns gegen das bayerische Polizeiaufgabengesetz kämpfte,
war noch nicht im Bundestag.
Damals.

Jetzt sind sie es.

Ich glaube:
Ich bin der Einzige aus dieser Zeit,
der es nicht ins Parlament geschafft hat.


Vielleicht hätte ich es als FDPler geschafft.
So wie Jimmy Schulz.
Ein Pirat im FDP-Gewand.
Er verstand Software, Open Source, Datenschutz –
und hatte genau die Klarheit,
die ich in der FDP lange vermisst hatte.

Aber ich habe aus Überzeugung gewechselt.
Ich wollte nicht Karriere,
ich wollte Konsequenz.

Und dafür habe ich bezahlt.
Mit Sichtbarkeit.
Mit Einfluss.
Mit Mandaten.

Aber wenn ich heute zurückschaue,
dann sehe ich:
Ich war da.
Ich war Teil.
Ich habe angeschoben.

Und ich habe Freunde zurückgelassen
in den Institutionen,
die ich selbst nie betrat.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert