Vielleicht wäre ich geblieben.
In Wien.
Mit der Frau, die später meine Frau wurde.
Damals lag alles offen –
aber dann war da die Bundeswehr.
Ein sturer Apparat,
der keine Träume gelten lässt,
nur Pflichten.
Also kehrte ich zurück.
Nicht freiwillig,
nicht ganz unfreiwillig.
Und als sich dann die Frage stellte,
wo unser gemeinsames Leben beginnen sollte,
entschied letztlich der Alltag:
Geld ist Geld.
Ein Job ist ein Job.
Sie studierte.
Ich verdiente.
Sie wechselte an die LMU nach München,
von der Religion in Wien
wurde sie Doktor der Slavistik, denn
ich hatte dort eine Anstellung
in einem Callcenter –
eines der ersten privaten Deutschlands.
Nicht glamourös,
aber regelmäßig.
Und das war zu der Zeit
nicht selbstverständlich.
Ich hatte schon viele Jobs gehabt,
in den Achtzigern,
eine bunte Reihe aus Tätigkeiten,
Gelegenheiten, Überbrückungen.
Kein Mangel an Arbeit,
aber auch keine Struktur.
Dies hier war anders.
Ein Vertrag.
Ein Gehalt.
Ein bisschen Ordnung.
Parallel dazu
lastete das Erbe meines Vaters
noch auf meinen Schultern.
Ein Projekt in Sachsen –
27 Millionen schwer,
geplant für altersgerechtes Wohnen.
Ich erinnere mich noch gut,
wie ich nach seinem Tod
die Grundschuld löschen ließ.
„Alles getilgt“,
sagte die Beamtin.
Ein Satz wie ein Gewitter,
nach dem endlich
die Luft wieder atmen konnte.
Ich wollte abschließen,
aufräumen,
das Kapitel beenden.
Aber das Grundstück war unverkäuflich.
Nicht mal für 10.000 Euro
fand sich ein Interessent.
Die detaillierte Planung einer Ingenieursgesellschaft
lag umsonst in der Schublade.
Kein Lockmittel half.
Der Markt war tot.
Und während nichts floss –
weder Geld noch Hoffnung –
flossen Gebühren.
Der Bundesanzeiger, privatisiert,
forderte trotzdem seinen Beitrag.
Nicht zahlen?
Dann mahnt das Bundesamt für Justiz.
Ich übergab alles dem Insolvenzverwalter.
Er dachte, er mache ein Schnäppchen.
Und als er merkte, dass nichts zu holen war,
versuchte er, mich anzuzeigen.
Ein Versuch –
mehr nicht.
Die Staatsanwaltschaft stellte schnell ein.
Zu sauber war die Aktenlage,
zu transparent alles,
was ich übergeben hatte.
Doch es blieb der bittere Beigeschmack:
Es gibt Menschen,
die suchen nicht die Wahrheit.
Sie suchen nur
jemanden,
den sie zur Rechenschaft ziehen können.
Am liebsten,
wenn sie selbst
die Verantwortung scheuen.
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