Er rief an
vom Sterbebett.
Seine Stimme –
brüchig,
verhangen,
und doch plötzlich
so schneidend klar.
Sätze,
die nicht zu ihm passten.
Nicht zu dem Mann,
der durch und durch liberal war.
Der mich gelehrt hatte,
jeden Menschen zu achten,
egal, woher er kam.
Auf seinen Baustellen
sprachen sie Polnisch,
Italienisch,
Türkisch.
Er sprach Mensch.
Er war kein Nazi.
Nie gewesen.
Aber dann,
in den letzten Stunden,
kam etwas zurück.
Etwas Altes.
Etwas, das ich nie zuvor von ihm gehört hatte.
Nicht so.
Nicht in diesem Ton.
Parolen,
verquere Schuldzuweisungen,
Worte aus einer Tiefe,
die selbst er
nicht mehr kannte.
Ich habe sie verdrängt.
Die Worte.
Nicht, weil ich sie entschuldigen will –
sondern weil ich sie nicht tragen konnte.
Es war,
als hätte die Hitlerjugend
noch immer einen Raum in ihm.
Verschüttet.
Vergessen.
Aber nicht ausgelöscht.
Und ich wusste:
Diese Ideologie
ist nicht nur Geschichte.
Sie ist Erinnerung,
Erziehung,
eine Sprache der Härte,
die Generationen
verformt hat.
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“
„Ein Mann heult nicht.“
„Hab dich nicht so.“
Und ich wusste: Diese Ideologie ist nicht nur Geschichte. Sie ist Erinnerung, Erziehung, eine Sprache der Härte, die Generationen verformt hat. Sie war es, die uns Sätze wie ‚Ein Indianer kennt keinen Schmerz.‘ oder ‚Ein Mann heult nicht.‘ einpflanzte.
Es ist,
als hätte man uns beigebracht,
Menschen zu sein –
ohne fühlen zu dürfen.
Er war kein schlechter Mensch.
Aber auch er
war nicht ganz frei.
Und das,
was am Ende hochkam,
war nicht seine Wahrheit –
es war seine Prägung.
Sein Schatten.
Ein letztes Aufflackern
einer Zeit,
die nie ganz
von uns gelassen hat.
Ich werde es ihm nie vorwerfen.
Aber verzeihen
muss ich es der Geschichte.
Nicht ihm.
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