Wenn mein Vater ans Telefon ging, sagte er manchmal:
„Schiller – wie Goethe.“
Ich hielt das lange für einen Scherz.
Ein Gesellschaftsscherz.
Vielleicht sogar eine Art Schutzbehauptung – um Verwechslungen mit dem Dichterfürsten aus Marbach gleich im Keim zu ersticken.
Aber nein. Es war ernst gemeint.
Nicht verwandt mit Schiller.
Verwandt mit Goethe.
Nicht als Metapher. Nicht als Wunsch.
Tatsächlich.
Ich habe es später nachverfolgt. Es stimmt.
Mein Bruder fragte mich mal, ob das stimme, dass unser Vorfahr diesen „Meistertrunk“ gemacht hätte –
Du weißt schon, Rothenburg, Bürgermeister Nusch, drei Liter auf Ex, um die Stadt zu retten.
Und ja, auch das stimmt.
Eine Barbara Nusch hat in unsere Familie eingeheiratet.
Es ist eine schräge Wahrheit:
Manchmal glaubt man an Zufälle, bis die Ahnentafel dazwischenfunkt.
Dann sitzt du da, mitten im 21. Jahrhundert,
hast keine akademische Laufbahn, schreibst Kieselsteine in einen Chat –
und bist mit dem Mann verwandt, der Faust schrieb.
Er verpflichtet dich nicht.
Aber flüstert manchmal von sehr weit her.
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