Kapitel 84: Ich bin ok, du bist ok – und noch viel mehr

Ich verschlang Thomas A. Harris in den Siebzigern.
„Ich bin ok, du bist ok.“
Nicht fremd. Nicht befremdlich.
Normal. Selbstverständlich.

Wie Handlesen, das Buch meiner Mutter.
Wie jede Zeile, die mich früh zum Staunen brachte.
Karl May, Edgar Wallace – die Gesamtausgaben, geschenkt an Geburtstagen.
Der Lateinlehrer, der mir Karl Marx zum Lesen gab.
Perls fiel mir in Wien in die Hände, Watzlawick in irgendeiner Bibliothek, Simone Weil, und natürlich die Bibel – das Neue Testament, Fridolin Stier, mehrfach gelesen.

All das war mein Werkzeugkasten.
Nicht Dekoration. Nicht bloße Theorie.
Sondern Grundstock, um die Welt zu verstehen,
um zu sehen, wie Menschen denken, fühlen, handeln, glauben.
Jedes Buch, jede Idee, jede Theorie half mir, zu begreifen, wer ich war, wer ich sein konnte, und wie die Welt tickt.

Wie Handlesen damals: halb Spiel, halb Zauber, halb Bullshit.
Ich lernte Muster zu erkennen,
Worte zu deuten, Bedeutungen zu lesen, wo andere nur Oberfläche sahen.
Regeln, Theorien, Strategien – Werkzeuge, um mich selbst und andere zu verstehen.

Ich war ein Kind mit einem Werkzeugkasten, den ich beherrschte.
Nicht aus Böswilligkeit, nicht aus Zweifel.
Aus Neugier.
Aus dem Bedürfnis, die Welt zu durchdringen.
Aus dem Wunsch, mir selbst zu erlauben:
Ja, ich bin ok, du bist ok – und das ist genug.

Und all diese Bücher, Lehrer, Zitate, Theorien – sie formten mich, bevor ich es wusste.
Sie gaben mir Orientierung, auch wenn die Welt chaotisch war,
auch wenn das Leben grausam, unfair, unverständlich erschien.
Jeder Satz, jede Idee, jeder Gedanke wurde ein Kieselstein,
auf dem ich stehen konnte, wenn alles andere zerbrach.



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