Die moderne Welt verlangt Flexibilität.
Zieh um.
Zieh hinterher.
Zieh dahin, wo die Arbeit noch glüht.
Aber was heißt das?
Für eine Familie?
Für ein Kind,
das Halt braucht,
statt ständig neue Straßen?
Manche meiner Jobwechsel kamen nicht aus Lust.
Sie kamen,
weil Branchen zusammenbrachen.
Weil die Welt sich schneller drehte,
als ein Mensch hinterherkommt.
Nach 1990 zogen die Callcenter nach Brandenburg.
Oder nach Dublin.
Die Lithographie?
Wir hatten einen Partner in Ungarn –
billig genug für den Anfang.
Aber auf Dauer?
Noch zu teuer.
Also Indien.
Singapur.
Wer nicht mitzieht, fliegt raus.
Die Drucker?
Abgeschafft.
Der Setzer?
Abgeschafft.
Der Schreibdienst, bei dem ich einst saß?
Abgeschafft.
Heute tippt der Journalist,
und die Maschine macht den Rest.
Roboter, Fließband, Algorithmen.
In der Halle: noch ein Mensch,
falls mal eine Schraube klemmt.
Aber wehe, einer läuft im Dunkeln durchs Werk.
Der stört nur.
Ich bekam Jobangebote.
Dublin.
Portugal.
Und was sollte ich tun?
Die Familie zerreißen?
Alles dem neoliberalen Mantra opfern,
dass Flexibilität die neue Tugend sei?
Nicht mit mir.
Privates Glück ist mehr wert
als diese Leistungsgesellschaft.
Ein Kind braucht Stabilität,
kein Flugticket im Jahresrhythmus.
Man nennt es „Flexibilität“.
Ich nenne es: Unmenschlichkeit.
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