Figuiq.
Tränen.
Ich weiß nicht, ob ich über das Scheitern weinte –
oder weil ich spürte, dass es mehr gebraucht hätte als nur den Willen.
Vielleicht beides.
Ich war allein.
Mitten in der marokkanischen Wüste.
Sand.
Hitze.
Nichts.
Stundenlanges Nichts.
Westsahara war vor mir.
Europa weit hinter mir.
Ich, ein Häuflein Mensch.
Noch nicht einmal zwanzig.
Ich kehrte zurück.
Nicht nach Hause –
sondern einfach irgendwohin zurück,
in Richtung „nicht mehr Wüste“.
Dann blieb ich in Frankreich liegen.
Kein Benzin.
Kein Geld.
Ich begann zu betteln.
In Lyon, glaube ich.
Ein Junge mit deutscher Herkunft,
fremd, verloren, hungrig.
Dann kam sie.
Eine alte Frau.
Spricht mich auf Französisch an.
Nicht unfreundlich –
aber bestimmt.
„Betteln ist verboten hier.“
Ich zucke zusammen,
erwarte Ablehnung.
Oder eine Anzeige.
Aber sie nimmt mich einfach mit.
In ihre Wohnung.
Einfach.
Ärmlich.
Aber nicht schmutzig.
Würde,
trotz fast nichts.
Sie stellt mir einen Teller Suppe hin.
Und ich weine vielleicht wieder –
diesmal aus Dankbarkeit.
Ich habe in meinem Leben viel gesehen.
Großes.
Zerbrochenes.
Gefährliches.
Aber eines habe ich dabei nie vergessen:
Die Armen haben mehr Herz als die Reichen.
Nicht weil sie moralisch besser sind.
Sondern weil sie wissen,
was Hunger ist.
Was Verlorenheit bedeutet.
Und weil sie sich selbst darin wiedererkennen,
wenn sie jemanden am Boden sehen.
Schreibe einen Kommentar