Wert und Nichtwert
Denkversuche
Einleitung
Dieses Buch ist keine Geschichte.
Es ist der Versuch, den erzählerischen Reflex zu unterbrechen – jenen Impuls, aus der Gegenwart immer wieder Fabeln, Helden und Chroniken zu machen.
Stattdessen sind die folgenden Texte Denkexperimente, Skizzen, Modelle.
Sie tun so, als wäre die Zukunft bereits Vergangenheit, um die Strukturen unserer Zeit sichtbar zu machen.
„Keine Geschichte“ ist ein Labor für Wirklichkeit.
Die Texte spielen mit Spiegelungen – zwischen 1929 und 2029,
zwischen Weimar und Gegenwart, zwischen Ideologie und Algorithmus.
Ihre Figuren sind Chiffren, ihre Handlungen Gleichungen,
ihre Moral: eine Frage.
Was verbindet ein fiktives Auftrittsverbot im Jahr 2029 mit dem echten von 1929?
Was verbindet ökonomische Macht mit moralischer Wertsetzung?
Der gemeinsame Nenner ist nicht das Faktum,
sondern das Muster.
Wer diese Muster erkennt,
sieht, dass Geschichte kein Strom ist, der vorüberfließt,
sondern ein Kreis,
der sich immer wieder schließt – nur mit anderen Namen,
anderen Medien,
anderen Begründungen.
Dieses Buch will keine Welt deuten,
sondern ihre Bewegungen aufzeichnen.
Es ist kein Geschichtsbuch,
sondern ein Seismograph.
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