Der, den ich nicht sah

Er war da.
Schon lange, bevor ich es merkte.

Ich weiß nicht, warum ich ihn nicht sah.
Vielleicht, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt war.
Mit Projekten, Kampagnen, Ideen.
Mit Kämpfen, die lauter waren als Begegnungen.

Er kannte mich längst.
Wusste, wer ich war, was ich tat,
und vermutlich auch, warum ich es tat.
Und ich?
Ich lief daran vorbei.
Sah den Menschen nicht, der längst zuhörte.

Er war Journalist,
aber keiner von der schnellen Sorte.
Keiner, der jagt oder urteilt.
Eher einer, der bleibt.
Der beobachtet,
der Menschen verstehen will,
bevor er über sie schreibt.

Ich habe Jahre gebraucht,
bis ich ihn wirklich wahrnahm.
Und als ich es tat,
war es, als würde ich jemandem begegnen,
der immer schon da war.

Vielleicht bin ich manchmal ein Schmock.
Weil ich zu sehr rede,
zu viel schreibe,
und dabei vergesse,
wer zuhört.

Er war da.
Ich nicht.
Aber irgendwann traf sich beides –
in einem Gespräch,
das einfach blieb.

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